Geschichtlicher Hintergrund der Bündnerische Stiftung für Kinder- und Jugendtherapie

Seit mehr als 50 Jahren ist die Stiftung im Dienste von Kindern und Jugendlichen mit speziellen Bedürfnissen im Kanton Graubünden tätig. Im Oktober 1960 wurde die Bündnerische Arbeitsgemeinschaft für das cerebral gelähmte Kind als Verein gegründet. Der Hauptauftrag war, cerebral gelähmte Kinder medizinisch und therapeutisch zu behandeln sowie schulisch zu fördern. Der Initiant, Herr Dr. R. Büeler, Kinderarzt in Chur, konnte mit Hilfe anderer Ärzte und Vertretern verschiedener sozialer Institutionen im Dezember 1960 die erste Therapiestelle in Chur eröffnen.

Die Zahl der Patienten nahm schnell zu. Sie kamen aus allen Teilen des Kantons. Um den Kindern und ihren Eltern den weiten Weg nach Chur zu ersparen, wurden Therapiestellen in verschiedenen Regionen des Kantons errichtet. Die erste wurde 1962 in Ilanz eröffnet. Im Verlauf der Jahre wurden bis zu 10 Aussenstationen in allen wichtigen Tälern des Kantons geführt und eine sogar in Sargans, im Kanton St. Gallen.

Im Herbst 1963 wurde die Sonderschule für körperbehinderte Kinder gegründet und in einer gemieteten Wohnung in Chur eingerichtet. 1968 kam der Internatsbetrieb dazu. 1971 wurde der Arbeitsgemeinschaft eine fünfstöckige Liegenschaft an der Gäuggelistrasse in Chur zu günstigen Konditionen zum Kauf angeboten. Mit der finanziellen Hilfe der Invaliden Versicherung (IV), der Schweizerischen Stiftung für das cerebral gelähmte Kind und der Stadt Chur konnte das Gebäude gekauft und den Bedürfnissen und Vorschriften  entsprechend umgebaut werden. Ein neues Heim wurde auf Wunsch der IV für zwölf Kinder im Vorschulalter eingerichtet. Im Parterre und Untergeschoss wurden die Beratungsstelle und die Therapieräume untergebracht.

Als weiterer Eckpunkt gilt der Oktober 1972. In diesem Jahr wurde die Bündnerische Stiftung Therapieheim gegründet. Der Stiftungsrat übernahm die Verwaltung der Liegenschaft und die Führung des Therapieheims. Die Arbeitsgemeinschaft betreute weiterhin die Beratungs- und Therapiestellen. 1978 wurde der Entschluss gefasst, die beiden unter einem Dach funktionierenden Betriebe zusammen zu schliessen. Es entstand die Bündnerische Stiftung für Vorschulung und Therapie cerebral gelähmter Kinder. Gleichzeitig wurde das Heim neu konzipiert, der Sonderkindergarten für interne und externe, mehrheitlich körperbehinderte Kinder wurde eingerichtet. Je nach Belegung des Heims konnten bis vier schwer behinderte Säuglinge oder Kleinkinder für eine beschränkte Zeit zur Entlastung der Eltern in die Betreuung und Intensivtherapie aufgenommen werden. Zu dieser Zeit hatte die Institution im bündnerischen Behindertenwesen einen festen Platz. Der Therapiedienst war bis in die 90-er Jahre gut ausgelastet. So wurden beispielsweise im Jahr 1990 in sieben Therapiestellen 240 Kinder durch die Physiotherapeutinnen behandelt und im Heim zusätzlich 17. Im Jahr 2008 waren es in acht Therapiestellen 183 Patienten.

Eine grosse Schwierigkeit war stets, gut ausgebildete Therapeutinnen zu finden, die bereit waren, in den Randregionen Graubündens zu arbeiten. Auch die Finanzierung der intensiven Arbeit war ein ste-tes  Problem. Trotz der Subventionen von Bund und Kanton und dem Einsatz von Spenden konnte das Restdefizit nur teilweise gedeckt werden. Im Jahr 2004 wurde das Heim aus Kostengründen geschlos-sen. Der Kindergarten wurde in die Stiftung Schulheim Chur integriert. Dadurch fielen die Subventionen fortan weg. Die einschneidenden Veränderungen veranlassten den Stiftungsrat eine Reorganisation in die Wege zu leiten. Das  Projekt ?Kompass? sollte neue Wege und Strategien für eine erfolgreiche Wei-terführung der Therapiestellen und Entwicklung der Stiftung aufzeichnen. Der Stiftungsname ?Bündnerische Stiftung für Kinder- und Jugendtherapie? (BSKJT) und der Zweck wurden im Jahr 2006 den neuen Gegebenheiten angepasst.

Das neue Konzept sah eine verstärkte Koordination und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen vor. Um die spezialisierte Physiotherapie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche auch in den Randregionen des Kantons langfristig zu sichern, nahm der Stiftungsrat Gespräche mit Regionalspitälern auf. Diese verliefen sehr positiv. Die  Spitäler Ober- und Unterengadin haben bereits im Oktober 2008 alle Behandlungen übernommen. Die Flurystiftung in Schiers übernahm die Kinderphysiotherapie ab Januar 2009 und in Ilanz wird die Übergabe an das Regionalspital Surselva im Dezember 2009 stattfinden. In Poschiavo konnte mit der Privatpraxis Fisiotonic, die im Spital San Sisto integriert ist, im Oktober 2008 ebenfalls ein Abkommen getroffen werden.

Mit der Übernahme der Kinderphysiotherapie in die bestehenden Physiotherapieabteilungen der Regionalspitäler wird angestrebt, die Behandlung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen durch qualifizierte Physiotherapeutinnen / Physiotherapeuten langfristig in den Randregionen zu gewährleisten. Die Stiftung wird die Integration der Angebote in die Spitalbetriebe finanziell unterstützen. Die Kosten für die Weiterbildung und Supervision der Fachleute werden ebenfalls von der Stiftung getragen.